Sicherheit und Kosten

Die Vorteile durch den Einsatz eines CPOE

Der DIMDI HTA-Bericht 86 beschäftigt sich ausführlich mit CPOE-Systemen. Nachfolgen ein Auszug hieraus:

Gesundheitspolitischer Hintergrund

Softwaresysteme, mit deren Hilfe ein Arzt Arzneimittelverordnungen elektronisch eingibt

(CPOE-Systeme) und die darüber hinaus mit Werkzeugen zur Entscheidungsunterstützung (CDS)

ausgerüstet sein können), werden in Deutschland von verschiedenen Unternehmen angeboten,

sowohl für Krankenhäuser als auch für Arztpraxen. Es handelt sich dabei großteils um eine

Entwicklung der letzten fünf bis zehn Jahre.

Wissenschaftlicher Hintergrund

CPOE-Systeme an sich gibt es seit den 1970er Jahren. Meist werden auch klinische Entscheidungshilfen

(CDS-Systeme) in das CPOE-System integriert, um Fehler zu vermeiden.

Fragestellung

In diesem HTA-Bericht sollen die Effektivität und die Effizienz von CPOE-/CDS-Systemen geklärt

sowie die damit verbundenen ethischen, sozialen und juristischen Aspekte dargestellt werden.

Methodik

Die systematische Literatursuche (27 internationale Literaturdatenbanken) ergab 791 Zusammenfassungen.

Nach einem zweiteiligen Selektionsprozess verbleiben zwölf zu bewertende Publikationen.

Ergebnisse

Alle im vorliegenden Bericht eingeschlossenen Übersichtsarbeiten und Primärstudien berichten von

einer Reduktion der Medikationsfehlerrate durch CPOE-/CDS-Systeme, wobei geringfügige Verordnungsfehler

fast vollständig eliminiert werden können. Der Einfluss von CPOE-/CDS-Systemen auf die

Rate von unerwünschten Arzneimittelereignissen (UAE) wird nur in zwei Primärstudien betrachtet. Die

Ergebnisse hierzu sind widersprüchlich. Die Ergebnisse der ökonomischen Studien sind schwer

vergleichbar, da sie verschiedene Settings, Interventionen und Zeiträume betrachten. Erschwerend

kommt die teilweise mangelhafte Transparenz der Dokumentation hinzu. Alle vier eingeschlossenen

Studien erfassen Kosten und Effekte aus Sicht eines Krankenhauses oder Krankenhausverbundes. Im

Hinblick auf soziale Aspekte thematisiert die entsprechende Literatur die Veränderungsprozesse, die

im Spannungsfeld Technik und Mensch aus der Einführung von CPOE-Systemen erwachsen. Erfahrungen

aus Einrichtungen, in denen die Einführung von CPOE-Systemen mit Problemen behaftet

war, haben gezeigt, dass die Berücksichtigung des sozio-organisationalen Kontexts zum Teil

unterschätzt wurde.

Diskussion

CPOE-/CDS-Systeme sind in der Lage, die Medikationsfehlerrate bei der Verordnung von Arzneimitteln

zu reduzieren. Auch die Einhaltung von Richtlinien, Kommunikation, Patientenbetreuung und

Zufriedenheit der Belegschaft kann positiv beeinflusst werden. Es wird jedoch auch von negativen

Auswirkungen berichtet, da durch die Anrwendung von CPOE-/CDS-Systemen neue Fehler generiert

werden können. Dies macht eine ständige Überprüfung der Systeme bzw. ggf. die Aktualisierung der

verwendeten Daten erforderlich. Hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Relation aus Krankenhaussicht kommen

die zwei qualitativ besten ökonomischen Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen. Von einer

positiven Kosten-Nutzen-Relation für einzelne Krankenhäuser kann deshalb nicht sicher ausgegangen

werden, insbesondere da die Ergebnisse nicht generalisierbar sind.

Schlussfolgerung

Wird die Implementierung eines CPOE-/CDS-Systems sorgfältig geplant, durchgeführt, das System an

die Bedürfnisse der Institution angepasst, fortlaufend überwacht und ggf. aktualisiert, kann die Medikationsverordnungsfehlerrate

durch die Verwendung von CPOE-/CDS-Systemen deutlich gesenkt

werden. Allerdings ist nicht klar, inwieweit dies eine Reduktion von UAE bewirkt. Es werden prospektive,

systematische Multizentren-Evaluierungsstudien mit klarer Methodik gefordert, die eine Analyse

der Benutzerfreundlichkeit und sozialer bzw. -technischer Aspekte einschließen und den Einfluss

eines CPOE-/CDS-Systems auf die UAE-Rate und Mortalität untersuchen. Unabdingbar ist eine

genaue Beschreibung des verwendeten Systems und des untersuchten Krankenhauses. Nach

Möglichkeit haben auch eine Erhebung und transparente Dokumentation der Kosten und Kosteneffekte

zu erfolgen.

zum DIMDI HTA Bericht Nr. 86

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